Was spricht gegen den Standort Hochbühl?
Schon vor circa 13 Jahren sollte das Gebiet Hochbühl als Vorranggebiet für Windenergie ausgewiesen werden. Schwerwiegende Gründe, wie der Eingriff in das Landschaftsbild und der Artenschutz verhinderten damals eine weitere Verfolgung dieses Vorhabens. An den lokalen Gegebenheiten hat sich bis heute nichts geändert, außer dass Auswahl-Kriterien herabgesetzt, Gesetze geändert oder aufgeweicht wurden. Deshalb haben wir noch als Bürgerinitiative Ende März 2024 formal unsere Einwendung gegen die neuerliche Ausweisung des Vorranggebietes „Hochbühl“ WEA-435-002 zwischen Owingen, Nesselwangen und Überlingen erhoben. Dazu haben wir unsere Einwendung gegen den Teilregionalplan Energie des Regionalverbundes Bodensee-Oberschwaben eingereicht.
Unsere „Einwendung gegen die Ausweisung des Vorranggebietes Hochbühl“
Hier finden Sie auch die Quellenangaben der im Folgenden herangezogenen Fakten, Zitate und Anmerkungen. Kontaktieren Sie uns gerne mit Ihren Ideen oder Fragen.
I.
Schutzgut Mensch, menschliche Gesundheit, Erholung
a) Schattenschlag
b) Infraschall
c) Lärm
d) Eiswurf
e) Naherholung
II.
Schutzgut Flora, Fauna und Biologische Vielfalt
a) Artenschutz
b) Fledermäuse
c) Vögel
d) Insekten
e) Biotopverbund
f) Biodiversitätsstrategie der EU
g) Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz des BMUV
h) Landschaftsrahmenplanung
III.
Schutzgut Boden & Aspekte zur Erschließung
Der Standort Hochbühl ist aufgrund seiner steilen Topografie für die Errichtung von Windkraftanlagen problematisch. Die notwendige Erschließung für Schwer- und Großtransporte würde durch breite, befestigte Verkehrswege und Wendeflächen zu einer erheblichen Bodenversiegelung führen. Zudem erfordert die Verankerung der bis zu 300 Meter hohen Anlagen im dortigen erosionsanfälligen Molasse-Sandstein besonders massive Fundamente. Die Stadt Überlingen stufte daher bereits 2012 die Erschließung als schwierig ein. Die Fakten dazu haben sich nicht geändert.
IV.
Schutzgut Wasser
Der Kaien/Hochbühl ist als natürlicher Wasserspeicher und -filter ein wichtiges Gebiet für die Neubildung von Grundwasser für die Wasserversorgungen. Die großen Grundwasserkörper im Billafinger und Nesselwanger Tal werden durch diesen Bergrücken versorgt, was daran deutlich wird, dass Wassereinzugs- und -schutz Gebiete direkt daran angrenzen. Zudem enthalten Windkraftanlagen große Mengen an Getriebeöl, Kühlflüssigkeit und Hydrauliköl, die bei Unfällen das Grundwasser gefährden könnten. Dass die bisherige Umweltprüfung “keine erkennbar erhebliche Beeinträchtigung” feststellt, ist angesichts der anliegenden Wasserschutzzonen nicht nachvollziehbar.
V.
Schutzgut Klima
Wälder, oft als “Grüne Lunge” bezeichnet, erfüllen durch Photosynthese lebenswichtige Funktionen für unser Klima. Ein einzelner 20-Meter-Baum produziert täglich etwa 10.000 Liter Sauerstoff, genug für den Tagesbedarf von fünf bis zehn Menschen. Ein Hektar Wald speichert jährlich rund zehn Tonnen CO2. Der Hochbühl spielt auch eine besondere Rolle im regionalen Land-Seewind-System und trägt zur Frischluftproduktion bei. Unzerschnittene Wälder kühlen ihre Umgebung um bis zu 10 Grad ab. Die geplanten Windkraftanlagen könnten diese klimatischen Ausgleichsfunktionen erheblich stören, lokale Temperaturen erhöhen und zur Austrocknung des Waldes beitragen.
VI.
Schutzgut Landschaft
Der Überlinger See ist ein Landschaftsraum von internationaler Bedeutung, der im Vergleich zu anderen Uferregionen deutlich weniger durch Bebauung vorbelastet ist. Die geplanten Windenergieanlagen auf dem Hochbühl würden diese einzigartige Landschaft technisch überformen und das Landschaftsbild massiv verändern. Die bis zu 300 Meter hohen Anlagen wären von wichtigen Aussichtspunkten wie Aufkircher Höhe, dem Hödinger Berg, dem Bodanrück und sogar der Insel Mainau deutlich sichtbar. Besonders betroffen wären vor allem die Gemeinden Owingen und Nesselwangen, wo die Anlagen durch ihre Höhenlage eine optisch bedrängende Wirkung entfalten würden.
VII.
SCHUTZGUT KULTUR- UND SACHGÜTER
Der Hochbühl steht in direkter Sichtbeziehung zu sehr bedeutenden Kulturdenkmälern wie der Wallfahrtskirche Birnau, den UNESCO-Welterbe-Pfahlbauten Unteruhldingen und der historischen Altstadt Überlingen mit dem Nikolausmünster. Die Wallfahrtskirche Birnau, eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten am See, liegt 271 Meter tiefer als die geplanten Windkraftanlagen. Mit den bis zu 300 Meter hohen Anlagen würde sich eine Höhendifferenz von etwa 550 Metern ergeben. Die unverbaute Sichtachse würde massiv beeinträchtigt werden. Auch die UNESCO-Welterbestätte Pfahlbauten und die denkmalgeschützte Altstadt Überlingens wären ebenfalls direkt betroffen.
VIII.
Kriterium Infrastruktur
In der näheren Umgebung (ca. 3 Kilometer) des Vorranggebietes befinden sich der Hubschrauberlandeplatz des Überlinger Krankenhauses und der Sportflugplatz Plessing/Bambergen. Windkraftanlagen können insbesondere für Hubschrauber und Sportflugzeuge mehrere relevante Risiken darstellen. Ausser der offensichtlichen Kollisionsgefahr, können auch die Wirbelschleppen hinter Windparks bei Onshore-Anlagen die Flugsicherheit beeinträchtigen. Der Hochbühl liegt auch im Anflugkorridor des Flughafens Friedrichshafen.
IX.
Kriterium Windatlas Baden-Württemberg 2019
Laut Windatlas BW 2019 gehört der Bodenseekreis zu den Gebieten in Deutschland mit schwacher Windleistung, und ist daher für die industrielle Nutzung der Windkraft grundsätzlich nur sehr bedingt geeignet. Der Hochbühl liegt zudem im Windschatten des Sipplinger Bergs. Die unregelmäßigen Windverhältnisse am Überlinger See finden im Windatlas keine ausreichende Berücksichtigung. Um für die Betreiber dieser Anlagen dennoch die Wirtschaftlichkeit zu erreichen, werden derartige Anlagen mit finanziellen Anreizen wie der EEG-Einspeisevergütung subventioniert – bei uns im Süden sogar mit einem zusätzlichen «Süd-Bonus» der für windschwache Regionen gewährt wird.
Daraus resultieren die folgenden Anforderungen, die wir in unserer Einwendung im März 2024 an den RVBO für die weitere Planung gestellt haben:
Mach mit!
Du hast Lust, dich einzubringen und auch zu engagieren? Oder möchtest du uns finanziell unterstützen? Egal wie, wir benötigen dein Engagement!
Du bist herzlich willkommen. Wir freuen uns über deine Unterstützung!